4778 Tage, die 200 und ein großes Danke!

Ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich alles unter Dach und Fach gebracht habe, doch jetzt und hier habe ich Zeit für genau diesen Beitrag. Der Grund für diesen Post mit der etwas komischen Überschrift ist für die meisten ein nicht ganz so toller, daher hier eine kleine Beschreibung der Situation und meiner persönlichen Motivation für all das, was in den letzten Monaten passiert ist.

Der Grund, warum ich diesen Artikel schreibe, ist recht einfach: Ich habe gekündigt und bin nicht mehr bei der Rachfahl IT-Solutions angestellt. Dieser Schritt hat mich lange Zeit Überlegung und einige innige Aussprachen und Diskussionen mit einen der wenigen wirklich wichtigen Menschen in meinem Leben gekostet, aber letztendlich ist es auf diesen Schritt hinausgelaufen.

Angefangen hat meine IT-Karriere (also die richtige, nicht das persönliche Interesse) im Jahr 2005. Damals (als das Internet noch aus Holz war und sowieso alles viel besser war als heute) im Alter von 20 startete meine Ausbildung bei der Rachfahl & Tielke OHG. Ich war mega nervös und eigentlich war ich auch gar nicht der richtige für diesen Job (also zumindest laut Carsten, das muss er sich immer und immer wieder anhören). Trotzdem konnte ich nach kurzer Zeit zeigen, dass dann doch einiges an Neugierde und Interesse in diesem kleinen schweigsamen jungen Mann steckt. Zu dieser Zeit hatte ich die ganz besondere Chance und Gelegenheit, einen ganz großen Teil von Wissen übertragen zu bekommen. Unzählige Abende und Nächte führten dazu, dass sich das gebildet hat, was ich heute als mein Basis- bzw. Grundwissen bezeichne. Wie funktioniert das alles und warum gehen Dinge so, wie sie gehen. All diese Dinge habe ich von Carsten gelernt, der mir ewig viel gezeigt hat, mit mir Projekte gestemmt hat und mich mitgenommen und eingeschlossen hat, statt mich halt "irgendwie auszubilden" und dann in die weite Welt zu schicken. Das alleine gebührt ihm schon ein riesen Dankeschön und meine große Anerkennung.

Nach der Ausbildung startete die Arbeit als IT-Techniker für lokale Kunden und Kunden im näheren Umfeld. 2008/2009 begann ein Wandel, der sich im weiteren Verlauf der Firmengeschichte als einer der besten Entscheidungen herausstellen sollte: Wir machen Hyper-V. Nicht mehr, nicht weniger. Die beinhaltete natürlich nicht ausschließlich Virtualisierung, sondern noch viele weiter drum herum gelagerte Themen. Durch diese Spezialisierung hatte ich bis zuletzt die Gelegenheit, bei einigen großen Firmen und Namen zu arbeiten. Diese Arbeit wäre als gewöhnlichen Systemhaus niemals möglich gewesen, dafür waren wir niemals groß genug. Durch die Ansammlung von Fachwissen im Bereich Hyper-V, Storage Spaces, Storage Spaces Direct und Failover Clustering war ich bei vielen Firmen im großen Mittelstand oder im Enterprise-Bereich, was immer eine sehr große Herausforderung war und genau diese Herausforderung hat mir immer Spaß gemacht. Aber ich schweife ein wenig ab, back to topic :)

Der Grund, warum ich letztendlich die Firma verlassen habe, ist ein ganz persönlicher. Die Arbeit bei und mit Kunden, egal wie toll (oder auch nicht (das kann ich ja jetzt sagen ;) ), manchmal gab es auch ziemlich große Pfeifen dabei die einen buchen und ihm dann erklären, wie sein Job geht ... -.- ) und aufregend sie war, hat eines gekostet: Zeit.

Zeit mit meiner wunderbaren Freundin, die mich schon genau so kennengelernt hat, wie ich die gesamte Zeit unserer Beziehung unterwegs war: Unterwegs unter der Woche. Und die niemals etwas negatives dazu gesagt hat oder sich beschwert hat, nicht ein einziges Mal. Die ihr eigenes Leben um meins drum herum geplant und mit mir zusammen geplant hat, ohne mich in eine Situation zu bringen, in der ich mich schuldig hätte fühlen müssen. Die mir in den ersten Gesprächen nicht geglaubt hat, dass ich das, was ich da gerade sage, wirklich durchziehe und es anfangs nicht ernst genommen hat.

Zeit mit meiner Familie, die zwar 800m neben mir wohnt, aber die ich trotzdem kaum gesehen habe. Eine Oma, die die beste Oma der ganzen Welt ist und die es mehr als verdient hat, dass ich regelmäßig bei ihr vorbei schaue und sie besuche. Mit ihr rede und die Zeit, die uns verbleibt, noch nutze für tolle Dinge, und wenn es nur ein Eis ist, was man zusammen draußen auf der Bank isst.

Zeit für meine Hobbies, Interessen und meine eigene kleine Firma, mit der ich im Sauerland ein paar mehr Funklöcher stopfe und anderen Menschen dabei helfe, nen vernüftigen WLAN-Empfang in ihrer Bude zu bekommen, woll?!? :)

Zeit für meine Heimat. Ich bin im Sauerland geboren, ich habe den allergrößten Teil von meinem Leben hier verbracht und ich liebe es. Ich mag keine Städte, keine großen Ansammlungen von Menschen und vor allem keine Städte, wenn ich mit nem Auto rein fahren muss. Ich gehe gerne an Wochenenden mit meiner Freundin durch die Wälder spazieren, laufe von Ort zu Ort, setze mich gerne abends mit ihr auf eine unsere Bank mit einem Glas Wein und beobachte unseren schönen Ort, die Sterne und alles andere, was sich noch drum herum befindet. Als das Sauerland gemacht wurde, hat sich halt jemand ganz doll Mühe gegeben :)

Ich könnte an dieser Stelle noch ewig weiter erzählen, ich denke ihr wisst worauf das alles hinausläuft: Ich war das konstante Reisen und die Abwesenheit unter der Woche leid. Wie ich bereits schrieb hat der Prozess, bis ich mich wirklich zu dem Schritt durchringen konnte, sehr lange gedauert. Wenn man Dinge in seinem Leben ändern möchte gibt es 10000000000 Gründe, es nicht zu tun. In seiner Gewohnheit zu bleiben, es ist doch alles gut so, wie es ist. Seine Komfortzone, die man sich aufgebaut hat, nicht zu verlassen, es könnte ja weg tun. All das hatte ich natürlich auch, aber am Ende kam nach langer Überlegung etwas für mich raus, was mir wichtig war: Ich selbst. Mein Leben. Meine Zeit. Meine Interessen, Hobbies, Freunde und all die anderen Dinge, die vorher für mich und mein Empfinden zu kurz gekommen sind. Und genau aus diesem Grund habe ich dann irgendwann den Entschluss gefasst, etwas zu ändern. Diese Änderung sah für mich so aus, dass ich nach einem Job und einer Firma Ausschau gehalten habe, die eine gewisse Größe und somit eine gewisse Herausforderung bietet, zum anderen aber auch in der Nähe sitzt. Diese Firma habe ich dann gefunden, interessanterweise ist nun ein ehemaliger Schulkollege ein Arbeitskollege von mir :)

Zum aktuellen Zeitpunkt sind 25 Tage vergangen und erstaunlicherweise bin ich noch nicht gestorben ;) Meine Freundin glaubt mir nun wirklich, dass ich es ernst meine und ich habe in den letzten Wochen tatsächlich jeden Abend in meinem Bett geschlafen. Natürlich ist vieles noch neu und unbekannt, aber ich halte mich für ein ganz pfiffiges Kerlchen, was auch mit dieser Situation klar kommt und sich einarbeitet :)

So sieht es also aktuell aus bei mir, jetzt möchte ich die Gelegenheit erneut nutzen, um mich zu bedanken. Nicht nur bei meinem ehemaligen Chefs, Kollegen und Freunden Carsten und Kerstin Rachfahl. Die beiden haben mich seit meinem Eintritt in die Firma gefördert, unterstützt und mir eine extrem entspannte und flexible Arbeitsumgebung geschaffen. Ich hatte alle Freiheiten der Welt, konnte meine Kunden und Projekte so managen wie ich das für richtig gehalten habe und wenn etwas fehlte, konnte ich mich jederzeit melden. Viele andere Chefs sollten sich hier eine große Scheibe von abschneiden! Unsere Wege werden sich auch nicht ab jetzt für immer trennen, ich werde regelmäßig in Hallenberg vorbei schauen und das ein oder andere erledigen, was so anfällt. Wenn es vom Thema her passt werde ich auch hier noch den ein oder anderen Blogpost schreiben, den ersten zum Thema P2V mit UEFI habe ich ja bereits erfolgreich platziert :)

Weiterhin möchte ich mich bei einigen meiner Kunden bedanken für die tolle Zusammenarbeit und auch teilweise für das, was neben der reinen Arbeitsbeziehung als Freundschaft entstanden ist. Der IT-Sektor hat den Charme, dass viele viele Menschen sehr entspannt sind und das man mit diesen Menschen mega gut klar kommt. Ich habe einige Personen kennengelernt, die ich garantiert vermissen werde und mit denen es immer ein Fest war, zusammen zu arbeiten. Ich hoffe wir sehen uns ab und zu mal wieder, zum Beispiel bei der nächsten CDC im Jahre 2019. Ich kann hier gar nicht alle Namen aufzählen (darf man das jetzt überhaupt noch?!?), aber ich denke die entsprechenden Personen wissen, dass sie gemeint sind. Danke für die tollen Abende im Stadion, im Burgerladen, in der Kletterhalle oder beim Griechen mit dem ein oder anderen Ouzo zu viel ;) Kommt zur CDC, man munkelt das so ein verrückter Typ mit langen Haaren wieder eine besondere Session halten wird ;)

Ich könnte an dieser Stelle noch ewig weiter schreiben, aber ich vermute es sind jetzt schon einige ausgestiegen, daher komme ich zum Ende :)
Ich hatte die Chance, 4778 Tage bei der Firma Rachfahl zu arbeiten. Ich habe keinen einzigen dieser Tage bereut, ich habe mega viel gelernt, viele coole Menschen kennengelernt und ohne all dies wäre mein Standpunkt (MVP, 3facher Buchautor, Blogger, Firmeninhaber, ...) nicht möglich. Zeitgleich ist dieser Beitrag (zufällig) Beitrag Nummer 200 auf diesem Blog, auch eine nicht allzu geringe Anzahl an Beiträgen wenn man bedenkt, dass wir häufig Artikel mit sehr großem Umfang geschrieben haben.

Falls ihr mit mir in Verbindung bleiben möchtet könnt ihr das natürlich gerne tun. Ich werde hier weiterhin ab und zu reinschauen, weiterhin blogge ich über so verrückte Dinge wie VMware anderen Virtualisierungslösungen oder Netzwerk- und Windows-Krempel auf meinem eigenen Blog, ich kann euch gerne bei dem Aufbau von WLAN, Netzwerken oder Richtfunkstrecken helfen, ihr könnt mir bei Twitter folgen oder mir schreiben, mir eine Email hinterlassen und natürlich bin ich (danke auch dafür an Carsten!) auf der CDC 2019 vertreten. Alle anderen MVPs, die 2019 zur MVP Summit fliegen, werden mich auch dort treffen (danke dafür an meinen neuen Arbeitgeber, der das Thema MVP und mich ebenfalls mega gut unterstützt und fördert). Und zuletzt (ja, ich fange nen Satz mit "und" an und es ist mir völlig egal ;)) könnt ihr mir auch einfach ne SMS/WhatsApp/Signal/Threma schicken, wenn ihr in dem ausgesuchten Kreis der Menschen gehört, die meine Handynummer haben, ich freue mich drauf. Bleibt alle sauber, lasst euch nicht immer von Verkäufern und vor allem Microsoft die "Cloud" als Allheilmittel verkaufen (immer fragen, was danach kommt... nen AOL-Postfach 1998 war auch schon nen "Cloud-Service"), updatet nicht immer direkt an Tag 0 alle eure Server und macht auch mal pünktlich Feierabend. Geht nach Hause, nehmt eure Frau/Freundin/Mann/Freund/<name it> in den Arm, spielt mit euren Kindern und lasst Arbeit einfach mal Arbeit sein. Diese Kugel, auf der wir uns mit 29,78 Kilometern pro Sekunde um einen Feuerball drehen (das alleine ist schon sic, wenn man mal mehr als drei Sekunden drüber nachdenkt), dreht sich auch morgen noch. Ihr könnt vieles wieder reinholen, aber nicht die Zeit mit Leuten, die es wert sind, dass ihr sie mit Ihnen teilt. Klingt poetisch oder dumm, aber ich bin froh diese Erkenntnis mit 33 zu haben, nicht erst mit 83, wenn es zu spät ist.

In diesem Sinne,...


So long, and thanks for all the fish

Jan Kappen


Jan Kappen
 

Jan Kappen ist ausgebildeter Fachinformatiker in der Richtung Systemintegration. Er hat seine Ausbildung im Sommer 2008 abgeschlossen und arbeitete bis August 2018 bei der Rachfahl IT-Solutions GmbH & Co. KG. Seit September 2018 arbeitet er als Senior Netzwerk- und Systemadministrator bei einem großen mittelständischen Unternehmen im schönen Sauerland. Jan Kappen ist unter anderen MCITP Server Administrator, Enterprise Administrator und Enterprise Messaging Administrator 2010 sowie MCTS für System Center Virtual Machine Manager 2008, Windows Server 2008 Active Directory, Windows Server Virtualization und Windows Server 2008 Network Infrastructure. Seit 2015 wird Jan Kappen im Bereich "File System Storage" bzw. "Cloud & Datacenter Management" für seine Expertise und seine Community-Arbeit mit dem MVP Award von Microsoft ausgezeichnet.

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