Hyper-V: Was sind Snapshots?

Unter Hyper-V ist es möglich, Snapshots von virtuellen Maschinen zu erstellen. Um sinnvoll und verantwortungsvoll mit den Snapshots umzugehen, muss man die Funktionsweise und die möglichen Risiken kennen. In diesem Artikel werden unterschiedliche Themen in Zusammenhang mit Snapshots besprochen.

Definition:

Ein Snapshot ist, wie der Name schon sagt, ein Schnappschuss, eine Momentaufnahme, einer virtuellen Maschine. Ein Snapshot erlaubt es einem, bestimmte Einstellungen oder Installationen zu testen, ohne die Sorge haben zu müssen, irreparable oder nur schwer rückgängig zu machende Schritte zu tun. Bei einem Snapshot wird nicht nur der Dateistand gesichert, sondern auch die Hardware-Konfiguration.

Anwendung:

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Virtuelle Maschine mit zwei Snapshots

Wir sehen hier eine virtuelle Maschine mit zwei Snapshots. Gehen wir mal davon aus, das ein Windows Server 2008 installiert wurde, der als Terminal Server verwendet werden soll. Snapshots 1 wurde direkt nach der Installation gemacht, ist quasi der „Gold-Status“. Nach der Installation wurde die Maschine auf den aktuellen Patchstand gebracht. Nach dem erfolgreichen Patchen und einem Neustart wurde wieder ein Snapshot erstellt. Nun wird die erste Anwendung auf dem Server installiert, und während der Installation kommen mehrere Fehlermeldungen, die Maschine bekommt einen Bluescreen, startet neu und kommt nicht mehr hoch (Horror-Szenario :) ). Normalerweise müsste man nun entweder einen Reparaturversuch unternehmen, ein Backup zurückspielen oder die Installation von vorne beginnen. Bei Hyper-V hat man nun aber die Möglichkeit, sowohl auf den Stand direkt nach der Installation als auch auf den Stand nach dem patchen zurückzukehren. Dazu geht man im Hyper-V Manager auf die Maschine, und wählt bei dem gewünschten Snapshot „Anwenden…“

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Die Festplatten-Dateien:

Wichtig bei Snapshots: Pro Snapshot wird eine eigene Festplatte(n-Datei) angelegt. Erklären kann man das wieder an dem ersten Bild:

was-sind-snapshots-03Wie man erkennen kann, hat die „ursprüngliche“ Festplatte die Endung .vhd. Pro Snapshot wird eine weitere Festplattendatei angelegt, allerdings mit der Endung .avhd. Die Dateo heißt so wie die ursprüngliche Festplatte, allerdings mit einer Erweiterung aus Zahlen, Buchstaben und Strichen. Die Dateien werden von Hyper-V verwaltet, NIEMALS diese Dateien (einer produktiven Maschine) umbenennen, verschieben oder löschen.

Performance:

Wenn Sie einen Snapshot erstellen, werden alle Änderungen, die nach der Erstellung gemacht werden, in die .avhd-Datei geschrieben. Je mehr Snapshots man anlegt, desto weniger Performance hat man bei der virtuellen Maschine.

Entfernen eines Snapshots:

Entfernen kann man Snapshots, indem man in dem oben gezeigten Menü „Snapshot löschen“ auswählt. Das Löschen geht recht schnell, und der Snapshot ist dann auch verschwunden, es wird allerdings weiter in die .avhd-Datei geschrieben. Der Inhalt der .avhd-Datei(en) wird erst in die .vhd-Datei integriert, wenn die virtuelle Maschine pausiert oder heruntergefahren wird. Wichtig: Je nach Größe der .avhd-Datei(en) kann der Integrationsvorgang recht lange dauern. Während der Integration kann die Maschine zur Not auch wieder gestartet werden, allerdings wird der Vorgang dann abgebrochen und muss erneut (von vorne) begonnen werden.

Der Backup-Gedanke:

Snapshots sind KEIN Backup! Auch wenn man des öfteren liest das Snapshots wie Backups behandelt werden, dies ist keine Backup-Möglichkeit (und sowieso von Microsoft nicht als Backup deklariert). In einer Microsoft-Schulung wurde der Snapshot-Button liebevoll als „Drück-mich-bevor-du-was-Blödes-machst“-Button genannt. Ein Snapshot ist eine Möglichkeit, sich kurzfristig davor abzusichern, ein System irreparabel zu zerstören oder wie gesagt kritische Vorgänge durchzuführen (Software-Installation, Patch-Installation usw), da man im Falle eines Fehlers sehr schnell wieder auf den vorherigen, sauberen Stand zurück gehen kann.

Fazit:

Ich hoffe einen relativ guten Überblick über die Snapshot-Funktion im Hyper-V verschafft zu haben und einige Fragen aus der Welt geräumt zu haben. Wichtige Aspekte sind in meinen Augen das Wissen, wie Snapshots in Zusammenhang mit den Festplatten-Dateien aufgebaut sind, wie man einen Snapshot wieder sauber entfernt und das ein Snapshot kein Backup repräsentiert, sondern nur eine kurzfristige ABsicherung ist, keine Sicherung. Zum Thema „Sicherung von virtuellen Maschinen“ gibt es in naher Zukunft einen eigenen Beitrag mit den Möglichkeiten, Techniken und Risiken.

Jan Kappen
 

Jan Kappen ist ausgebildeter Fachinformatiker in der Richtung Systemintegration. Er hat seine Ausbildung im Sommer 2008 abgeschlossen und arbeitete bis August 2018 bei der Rachfahl IT-Solutions GmbH & Co. KG. Seit September 2018 arbeitet er als Senior Netzwerk- und Systemadministrator bei einem großen mittelständischen Unternehmen im schönen Sauerland. Jan Kappen ist unter anderen MCITP Server Administrator, Enterprise Administrator und Enterprise Messaging Administrator 2010 sowie MCTS für System Center Virtual Machine Manager 2008, Windows Server 2008 Active Directory, Windows Server Virtualization und Windows Server 2008 Network Infrastructure. Seit 2015 wird Jan Kappen im Bereich "File System Storage" bzw. "Cloud & Datacenter Management" für seine Expertise und seine Community-Arbeit mit dem MVP Award von Microsoft ausgezeichnet.

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